Sense of Akasha haben uns geflĂĽstert, dass sie mit dem online art magazine SuccoAcido.net ein Interview gefĂĽhrt haben.
Da man sich zum Lesen der Beiträge registrieren und einloggen muss, gibts das Interview hier nochmals zum Nachlesen (Quelle: SuccoAcido.net “Music – Musicians – Interview | by Trivo in Music – Musicians on 19/10/2009”):
Während im November 2008 alle auf einen Tonträger der üblichen Verdächtigen warteten, überraschte das Südtiroler Quintett „Sense Of Akasha“ mit einem der gelungensten Alben des Jahres.
„People do not know who rules“, das mit einer Aussage von Mahatma Gandhi beginnt, nimmt uns bei der Hand und entführt uns in eine hell erleuchtete, mit Zucker überzogene Welt. Ein komfortabler aber ungreifbarer Ort, den man gezwungenermaßen mit geschlossenen Augen erkunden muss.
Ein grenzenloses Land in dem man Echos von Sprachsamples vernimmt, Postrock-Einflüsse, melancholische und suggestive Harmonien, verzerrte Töne und minimalistische Elektronik.
Eine handvoll Lieder bei dem jedes noch so unwichtig erscheinende Element ein Zahn im Getriebe ist, welches mir einer Eleganz zusammengehalten wird, die man sonst nur schwer findet.
Nach einem Sommer, den die fĂĽnf jungen Brunecker mit Konzerten und Promotion fĂĽr ihr Album verbrachten, arbeiten sie inzwischen schon fleiĂźig an neuen Songs.
Klaus Leitner, Armin Untersteiner, Christian Mair, Ivo Forer und Irene Hopfgartner… nein, das ist nicht die italienische Nationalmannschaft im Riesenslalom, aber sie könnten zu einem der wichtigsten musikalischen Exportartikel Italiens werden.
SA: Hallo, schön mit euch ein wenig zu quatschen. Wie geht es euch?
SoA: Ich wĂĽrde sagen gut. Nach einem Sommer voller Konzerte sind wir sehr zufrieden.
SA: Fangen wir von Anfang an… Wie habt ihr euch kennengelernt, was hat euch dazu gebracht, gemeinsam eine Band aufzubauen und für die neugierigen Leser… was ist der Sinn von Akasha?
SoA: Wir kennen und schätzen uns schon seit langem. Es war im Jahr 2002, als Klaus inmitten einer musikalischen Trockenzeit, mit der Idee kam, eine Band zu gründen. Klaus hatte gerade sein Studium in Österreich beendet und stand auf Bands wie „The Strokes“. Ursprünglich sollte Sense Of Akasha also eine Rock´n Roll – Band werden, aber schon nach wenigen Proben war klar, dass unsere Einflüsse ganz andere waren und das unser gemeinsamer Weg ein anderer sein würde. So hat sich unser Stil seitdem sehr verändert und ist zu einem homogenen Ganzen gereift.
Akasha kommt aus dem Sanskript und bedeutet Ether/Raum. Die indische Philosophie spricht von fünf Elementen, die auch den fünf menschlichen Sinnen entsprechen. Das himmlischste davon ist Akasha, der Sinn des Gehörs. Akasha ist das Element, das den Ton trägt.
SA: Der Titel des letzten Albums kommt von einer Ansprache Mahatma Gandhis, der an einer bestimmten Stellte sagt: “god to be god, must rule the heart and transform it“.
Klang das nur gut oder wurde die Aussage bewusst gewählt, da es auch einen Teil eurer Weltanschauung erklärt?
SoA: Gandhi wurde im Jahr 1931 nach London eingeladen, um eine Rede zu halten, die auch aufgenommen werden sollte. Er wollte der Welt keine politischen Aussagen sondern spirituelle Leitfäden hinterlassen. Er spricht von einer Kraft, die über Allem steht und uns regiert. Mit eigener Willenskraft können wir diese Kraft zwar sehen und spüren, aber niemals verstehen. Er wollte damit sagen, dass Gott, um Gott zu sein, die herzen regieren muss, um sie zu verwandeln. So sollten auch wir, um mit einem höheren Projekt im Einklang zu stehen, auf unser Herz hören. Für uns ist das sicher eine Art Lebenseinstellung, wenn sie auch nicht immer leicht umzusetzen ist.
SA: Mir gefällt sehr das Artwork euerer Cd. Von wem ist das Ohr auf dem Cover? Was wolltet ihr mit der Wahl dieses Bildes vermitteln? Wie ist die grafische Idee entstanden?
SoA: Das Cover hat unser Freund Giancarlo Lamonaca im Studio AGCL gemacht. Wissend, dass Akasha mit dem Gehör zu tun hat, schien uns das Ohr eine passende Entscheidung. Es stammt übrigens vom Sohn eines Bekannten.
SA: Nach drei selbst produzierten Alben ist „ people do not know who rules“ der erste Tonträger der über ein Label erscheint… Gut, jetzt seid ihr irgendwie ja auch „Sklaven“ von jemand Höherem… habt ihr verstanden, wer im Musikbusiness wirklich regiert? Wie war euer Sprung in eine höhere Kategorie?
SoA: Unser Leben hat sich seit der Veröffentlichung unseres letzten Albums nicht groß verändert. Dank unseres Labels Riff Records, das uns alle künstlerischen Freiheiten lässt, haben wir v.a. in Italien viele (zumeist auch gute) Kritiken erhalten. Trotzdem müssen wir uns immer noch den Arsch aufreißen, um zu einigen wenigen Konzertdaten zu kommen.
SA: Die Presse bezeichnet euch als Indie-Postrock-Band mit elektronischen Einflüssen, aber auf dem Album hört man auch klassische folkloristische Instrumente wie Banjo, Cello oder Perkussionen. Wenn ihr in die Zukunft blickt, möchtet ihr an euren folkloristischen Wurzeln festhalten?
SoA: Wenn man ein Instrument als ein Gerät sieht, das der Musik Ausdruck verleiht, kann man keine Instrumentierung ausschließen. Musikalisch hat die einheimische traditionelle Musik wenig Platz in unseren Kompositionen gefunden. Wir werden mehr von der klassischen Musik angezogen und die Liebe zu dieser findet wird auch in einigen unserer Stücke voll ausgelebt. Wenn du dir unsere letzte Ep „Sehnsucht“ anhörst, wirst du verstehen, was ich meine…
SA: Wie bei den Isländern Sigur Ros, scheint es, dass ein Leben an einem ruhigen, isolierten Platz erst das Verständnis mitbringt, um so zerbrechliche und verzauberte Atmosphären zu schaffen. Stimmt ihr mir da zu?
SoA: Wenn man inmitten der Alpen lebt, ist die Natur immer sehr stark spürbar, das erleichtert uns natürlich das Schaffen von so zerbrechlichen Atmosphären. Es ist nicht zu verleumden, dass wir als Kinder viel Zeit in den Wäldern verbracht haben, die uns umgeben und so wurde die Natur auch ein Teil von uns. Ich denke, dass man keine eigene Musik spielen kann, wenn man seinen geografischen und sozialen Hintergrund nicht spürt.
SA: Wer, wie ich, noch niemals in den Genuss gekommen ist, euch live zu erleben, was erwartet den Zuhörer?
SoA: Die Leute sagen, wir seien live sowohl böser als auch intimer. Manch einer behauptet sogar, Gänsehaut zu bekommen. Das freut uns natürlich sehr, da man auf der Bühne immer näher an den Menschen dran ist, als auf einer Cd. Es gibt nichts Schöneres, als wenn die Zuhörer das verstehen, was du mit deiner Musik transportieren willst.
SA: Habt ihr ein lustiges Erlebnis von eurer letzten Tour, das ihr erzählen wollt?
SoA: Ende Juli waren wir zu einem Festival eingeladen, das jedes Jahr im Länderdreieck zwischen Italien, Österreich und der Schweiz stattfindet. Dabei haben wir ein Märchen der Gebrüder Grimm musikalisch ausgearbeitet, was höllisch viel Arbeit bedeutet hat. Nur für den Bühnenaufbau haben wir sechs Stunden benötigt. Mit uns waren noch ein Geschichtenerzähler und unser Freund Gustav Willeit, der eigens für die Aufführung eine Videoinstallation vorbereitet hatte, die hinter die Bühne in dem riesigen Militärgelände hätte projiziert werden sollen. Es wäre fantastisch geworden.
Das Märchen handelt von einem Soldaten, der einen Bären umbringt und ihn dann häutet. Irene hatte in dem riesigen Areal vodooähnliche Gegenstände wie Skelette von Tierschädeln und Ähnlichem gefunden, mit denen wir dann die Bühne dekorierten.
Kurz bevor wir dann anfangen wollten, kam es zu einer Art Apokalypse des Johannes. Schwazer Himmel, orkanhafte Windböen, die kein Zelt an seinem Platz ließen. Von der gegenüberliegenden Polizeikaserne wurde ein Teil des Daches abgedeckt, Windräder wurden zerstört und alle Strassen und Bürgerstrassen waren voller Heu, das auf den Feldern zum Trocknen gelegen hatte. Steine, Sand, Äste und sogar Ivos Schlagzeugtrommel flogen durch die Luft.
Mit Hilfe der Zuschauer konnten wir innerhalb kürzester Zeit unser ganzes Equipment in einem nahegelegenen Jugendzentrum in Sicherheit bringen. Damit der ganze Aufwand nicht ganz umsonst war, haben wir das Konzert dann dort gespielt. Ohne Anlage, mit nur einem Mikrophon und alle Instrumente nur über die Monitorboxen. Am Ende wurde es dann doch noch ein sehr spezielles und intimes Konzert, das die zahlreich dagebliebenen Zuhörer anscheinend sehr berührt hat.
SA: Ihr seid wieder im Studio, um am neuen Album zu arbeiten. Wird es anders als „people do not know who rules“? Wenn ja, inwiefern?
SoA: Wir sind noch nicht im Studio, aber wir arbeiten an neuen Songideen. Wir werden in späterer Folge das Album auch wieder selbst aufnehmen, gehen also nicht in ein klassisches, steriles Studio. Wir werden uns für die Aufnahme wieder die Zeit und den Raum nehmen, den wir brauchen. Es ist noch schwer zu sagen, aber die neuen Songs werden sich strukturell etwas von den alten unterscheiden, wirken unrhythmischer doch irgendwie rockiger. Wir können da aber noch nicht mehr sagen, als dass die Songs zu funktionieren scheinen und sie uns leicht von der Hand gehen.
SA: Wer beeinflusst eure Arbeit? Mehr als musikalisch, würde mich interessieren, ob euch Künstler, Schriftsteller, Maler oder auch Menschen aus eurem Umfeld beeinflussen…
SoA Es gibt da keinen, der besonders heraus sticht, aber es ist die Summe unserer persönlichen Erfahrungen und Gefühle, die dann zu einem Ganzen werden. Das Leben selbst macht die Musik!
SA: Wenn Sense Of Akasha keine Musiker wären, was würden sie in ihrem Leben machen?
SoA: Vielleicht KĂĽnstler, oder Therapeuten, Ingenieure oder Lehrer, vielleicht auch Krankenpfleger oder Verputzer!
SA: In Bruneck spricht 80% der Bevölkerung Deutsch. Wie sprecht ihr untereinander? Wenn ihr flucht, verwendet ihr dann italienische Fluchwörter?
SoA: Unsere Muttersprache ist Deutsch, oder noch genauer gesagt, ein deutscher Dialekt, der sich im Laufe der Zeit mit eineigen italienischen Ausdrücken vermischt hat. Wir unterhalten uns also in diesem Dialekt, der sich für viele wie Schweizerisch anhört.
Außerdem ärgern wir uns nie und fluchen somit auch nicht…. Kleiner Scherz!
Doch, die italienischen Fluchwörter klingen eindeutig besser, aber wenn nötig schöpfen wir aus dem Fundus aller unserer bekannten Sprachen!
SA: In eurem gesellschaftlichen Melting Pot, in was fĂĽhlt ihr euch eher italienisch, in was eher deutsch?
SoA: Im genießen einer gewissen Stille und Ruhe, fühlen wir uns eher als Bergbewohner. Wenn wir aber zusammen kochen, ein gutes Glas Wein trinken und dabei die Fragen für „succo acido“ beantworten… da fühlen wir uns mehr als Italiener.
SA: Letzte Frage: 1991 wurde in eurer Region „Ötzi“ gefunden, der vor mehr als 5000 Jahren gelebt hat. In was ähnelt ihr ihm ein wenig?
SoA: Man kann bei Klaus eine gewisse Ă„hnlichkeit erkennen, wenn er auf seiner Gitarre den Schlussakkord eines unserer Lieder spielt!
(Quelle: SuccoAcido.net “Music – Musicians – Interview | by Trivo in Music – Musicians on 19/10/2009″)