Zeit für die Sonntagsplatt’. Wie jede Woche gibt’s auch heute wieder unsere Rubrik “Platten do die for / fated to die“, in der Bandmitglieder erzählen, welche ihre liebste Platte ist und welche ganz hinten im CD-Regal versteckt wird.
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Unser Gastautor heute: Johannes aka Fallacy Lens.
Platte to die for: Life Long Tragedy – Runaways
Life Long Tragedy waren eine der Bands, die wohl in den letzten Jahren den beeindruckendsten Hardcore aus den Staaten, nein aus überhaupt, verbreitet haben.
Seit je weit davon entfernt sich den Hipster Attitüden genreverwandter Bands aus Europa auch nur anzunähern, hatten sie bereits auf dem Vorgänger ‘Destined for Anything’ brachialen lyrischen Tiefgang. Ich feier immer noch ‘Make or Break’.
Die Jungs aus San Francisco waren damals (2007?) mit ‘Destined for Anything’ auf Europatournee und ich hing in Nürnberg und München backstage mit ihnen ab, was vielleicht das Verständnis für ihre Texte und Musik vertiefte…
‘Destined for Anything’ war dabei noch klar im klassischen Hardcorestil gehalten: gängige Hooklines zum Mitgröllen und intensive Moshparts.
Beides fehlt jedoch gänzlich auf Runaways, einem der psychedelischsten Werke im Hardcore. Seltsamerweise (logischerweise?) wurde diese Platte dann auch weniger gefeiert in der Szene, sie war und ist zu komplex.
Es ist gänzlich unmöglich die Wucht dieses Opus in würdige Worte zu fassen. Viel zu ehrlich ist es. Zu zerbrechlich für die Masse.
‘I know you think you’re giving love but you’re just gettin’ fucked.
Guess what, I looked you know what I’ve found: you can’t expect to trust this world
when you can’t even trust yourself.’ (aus dem Song ‘Sweet Innocence’)
Platte fated to die: +44 – When your heart stops beating
Ich maß mir ungern an, irgend jemanden für das was er tut, zu kritisieren. Ich glaube, ich entsorge generell Schlechtes sehr schnell und verdräng dann alles, um nicht weiter leiden zu müssen.
Aber um eine zu nennen: ‘When your heart stops beating’ von +44.
Nicht weil mich die Platte wirklich ankotzt, sondern weil sie einfach nichts aussagt, absolut nichts. Ein bisschen Geflenne wegen der Auflösung von Blink. Ein oder zwei Singles, die ja auch etwas Erfolg hatten, was natürlich kein Maßstab für gut sein soll. Und sonst Zeitfüller, die nichts aussagen. Vielleicht ist das ja ihre Kunst: in banalem Pop-Punk gebannter Nihilismus, wer weiß…
Ausschlaggebend, dass ich die Platte hier reinsetze, ist allerdings ein Konzert, das ich von den Herren Hoppus und Barker besuchte. Sie kamen, spielten die Songs des Albums lustlos in selber Reihenfolge, coverten dann irgendwas, bedankten sich mit dem obligatorischen ‘you’re the most amazing crowd ever. We love you, Munich’ und weg waren sie.
Der Saal war da eh schon halb leer, weil irgendwie keiner so richtig Bock hatte, sich komplett verarschen zu lassen.