Wie jeden Sonntag haben wir einen Beitrag der Kategorie “Platten to die for / fated to die” fĂĽr euch zusammengestellt. Diese Woche erzählt uns Makke, Sänger der Puschtra Rock-Band Dschezzi, von seinem Lieblingsalbum und von einem Fehlkauf, den er am liebsten in der untersten Schublade verstecken wĂĽrde…
Platte to die for: Mr. Bungle – California
Man spielt eine Platte eine zeitlang, passend zur momentanen Verfassung, legt sie dann wieder zurück, um sie entweder verstauben zu lassen oder sie irgendwann wieder herauszuziehen und sich dann entweder über die musikalische Qualität zu wundern, oder sich “wie war ich denn da drauf” zu fragen. So gehts halt mir. Einzige Ausnahme und treuer Begleiter über die letzten vier Jahre: “California” von Mr. Bungle.
Eine Scheibe, die beim ersten Reinhören vielleicht einen gewissen hä?-Effekt hinterlassen mag, obgleich eigentlich der erste Song, Sweet Charity, schon reichen sollte, um den an Einflussreicher (mit Einflussreich meine ich reich an Einflüssen) Musik interressierten Hörer zu überzeugen. Dann folgt ein auf und ab, ein “aircontitioned nightmare”, der fast schon wie eine Karikatur auf die diversesten Musikstile wirkt.
Dennoch sind die Songs so intelligent arrangiert, dass sie auf alle Fälle auch ohne Referenz bestehen können. An fast jeder Stelle der Platte lässt sich sagen, das klingt irgendwie nach…, doch zwängt sich diese Frage nicht auf. Die Einflüsse scheinen unendlich zu sein, Pop, Easy Listening, Rock’n Roll, Rockabilly, Death Metal bis hin zu Balkan, um nur einige zu nennen. Man fühlt sich wie vor einem gigantischen Mosaik, das als ganzes beeindruckt, um dann die vielen wunderbaren Details zu entdecken. Gitarren, Bläser, ein hämmerndes Schlagzeug, das mit feinem Bossanova Rhytmus wechselt, plötzlich tauchen Pauken auf, eine Oboe malt feine Melodien über eine gewaltige Klanglandschaft.
Dass Mike Patton seine Hand im Spiel hat, mag den Kenner kaum verwundern, gesanglich ist und bleibt er ohnehin unverkennbar, und seine Gesangsparts veredeln das Gesamtwerk. Eine faszinierende Platte, die den Anschein hat, sich lustig machen zu wollen, aber auf höchstem Niveau, und ohne Lächerlichkeit. Wie singt Mike Patton in dem wunderbar gesanglich arrangiertem Song “vanity fair”? “Cut this cancer from my soul”. Man glaubt ihm seinen Schmerz.
Platte fated to die: Sportfreunde Stiller – So wie einst Real Madrid
Was will man gross schreiben über Platten, die man sich gekauft hat, weil die Interpreten in fast aller Munde waren? Auf der man sich nach dem ersten Reinhören schon drei Songs aussuchen musste, die noch einigermaßen ins Ohr gingen? Um dann zwei Wochen später zu erkennen, dass sie eigentlich zu flach sind, um länger gehört zu werden? (Meiner Meinung nach, wohlgemerkt). Monotone Zweistimmigkeit, die vielleicht Freunde gefunden haben mag, und Texte über Grashockey, das war mir dann mit der Zeit doch zu wenig. Dass noch weniger geht bewiesen sie zur WM 06, doch das gehört nicht hierher.
Mir sagte diese Platte schlicht und einfach: du bist zu blöd für Tocotronic, magst aber ihren Haarschnitt, dann bin ich dein Ding. Meins war sie nicht, und wenn ich sie zufällig aus meinem Regal ziehe, lege ich sie meist mit dem Gedanken “wie war ich denn da drauf” ungehört wieder zurück.
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Dschezzi @ Airbagpromo: “Bsunders sein – gmocht im Puschtratol”