Südtirols Musikszene kann man doch recht einfach umschreiben: Es gibt viel Metal, viel Punk, einigen Ska, ein bisschen Rock und langsam kommen die ersten Elektronikprojekte, dank Myspace, ans Tageslicht. Nicht, dass Südtirol nichts zu bieten hätte, aber Bands, die nicht klar zu definieren sind gibt es wenige.
Die Dschezzi (deren “zz” man wie “ss” ausspricht und damit absichtlich von der Aussprache her einem italienischen Wort sehr ähnelt) sind eine dieser wenigen Bands.
Das Besondere: Die Musik
Ja, diese Band singt auf Dialekt und so mancher wird sich daran stossen. Wer aber denkt, dass diese Band nur besonders ist weil auf Dialekt gesungen wird, hat sich nicht richtig mit der Musik beschäftigt. Erst auf dem zweiten Blick kann man feststellen, dass viel mehr hinter Dschezzi steckt, als ihr sprachlicher Exotenstatus. Mit ironischen und oft auch gesellschaftskritischen Texten sind sie lyrisch sehr weit vorne im Land Südtirol, wo schlechtes Englisch mit überschaubaren Wortschatz die bevorzugte Sprache für Songtexte ist.
Aber auch musikalisch: Die Paralellen zu Kaisers Orchestra, vor allem im Song Wolza sind nicht zu übersehen, aber kaum hört man einen anderen Song, so muss man die Band schon aus der Schublade schmeißen, in die man sie bereits einsortieren wollte. Dank Myspace sind die Einflüsse der Band ersichtlich: Nine Inch Nails, obgenanntes Kaisers Orchestra, Shantel’s Bucovina Club, Motorpsycho undundund. Alles Musiker die sich nicht an alten Strukturen orientiert haben sondern mit verschiedensten Einflüssen etwas neues geschaffen haben. Die Paralellen zu Dschezzi sind ganz klar da.
Das Besondere: Die Haltung
Eine Band, die sich selbt als Non-Profit-Band bezeichnet, aber keine 08/15-Parolen ausgibt, muss man respektieren. Man scheisst zwar auf die Musikindustrie, aber man stellt es nicht zur Schau, wie viele Punk- und Hardcorebands. Dafür macht man besondere Musik, anstatt sich an Standards eines Genres anzupassen. Damit sind Dschezzi im Geiste wohl mehr Punk als 95% der Punkbands, die weltweit tätig sind.
Und genau deswegen ist es verständlich, dass die Dschezzi sich einen eigenen Namen für ihr Genre ausgesucht haben: Puschtra Rock. Diese Band darf das, weil sie ein neues Genre geschaffen hat… und nicht nur, weil sie auf Dialekt singt!
Dschezzi live:
15. September im Ufo Bruneck