Zeit fĂĽr die Sonntagsplatt’! Heute gibt’s wieder unsere Rubrik “Platten do die for / fated to die“, in der Bandmitglieder oder Special Guests erzählen, welche ihre liebste Platte ist und welche ganz hinten im CD-Regal versteckt wird…
Wenn auch du mitmachen möchtest, schick einfach eine Email an airbagpromo@gmail.com
Unser Gastautor heute: Christian Obrist alias Ober, Drummer von Mrs. Golden Shower.
Platte to die for: Dream Theater – Train of Thought
Dream Theater haben es auf jeden Fall wieder einmal geschafft, ein Album abzuliefern, das die Allerwenigsten von ihnen erwartet hätten. Sicherlich wurde mit ‘The Glass Prison’ ein solcher Weg bereits eingeschlagen, aber dass sie im Jahre 2003 ihr gitarrenlastigstes und wohl auch härtestes Album veröffentlichen wĂĽrden, war dennoch nicht allzu wahrscheinlich. Die New Yorker spielen, als ob es hier um ihr Leben ginge.Sogar Jordan Rudessbringt sich immer wieder ein und weckt dabei zum Teil immer wieder Erinnerungen an “Metropolis Pt. 2”. Dabei sprudeln die Ideen nur so aus den Musikern heraus, dass im Endeffekt ein richtiger “Strom” entsteht. Die Musiker schaffen es trotz aller Kreativität nicht ĂĽberheblich zu klingen,oder zu viel wollend und auch klassische Songstrukturen sind stets erkennbar. Teilweise ist John Petrucci´sfrickelige Gitarrenarbeit in den höchsten Sphären ziemlich anstrengend fĂĽr den Zuhörer, doch seine Mitstreiter können immer wieder einen Gegenpol dazu aufbauen, und so relativiert sich dieser Eindruck.
Leute, denen in der Vergangenheit vor allem die ruhigeren bzw. prog-rockigen Songs zugesagt haben, werden vermutlich mit “Train Of Thought” einige Verdauungsprobleme haben, aber dennoch kann ich eigentlich jedem nur raten, sich eingehend mit diesem Album auseinanderzusetzen. Es lohnt sich definitiv.
Platte fated to die: Metallica – St. Anger
Ich frage mich ernsthaft, wie diese einstmals wegweisenden und fraglos sehr talentierten Musiker und Songwriter es schaffen konnten, ein absolut glanzloses Album ohne jedes Highlight abzuliefern. Sogar “Load”, “Reload” und “Garage Inc.” hatten hier und da ihre groĂźen Momente, aber hier haben wir das blanke Nichts. Gut, wenn ihr den Schock des ersten Hördurchlaufes mal ĂĽberstanden habt und euch danach noch zweimal durch die Scheibe gekämpft habt, dann tut es gar nicht mehr so sehr weh. Man stumpft ab und das Schmerzempfinden lässt nach. Aber das war es dann auch. Dazu kommt ein Ă–lfass-Snare-Sound der so dermaĂźen daneben ist, dass manche Amateuraufnahmen besser klingen als diese Millionenproduktion. Weiter geht es mit nahezu komplett fehlenden Soli und einem ĂśbermaĂź an Riffs, die jegliche Widerhaken vermissen lassen und so was von langweilig aus den Boxen kommen, dass man sich kein Bild davon machen kann, ohne es selbst gehört zu haben.
Sicher gibt es den einen oder anderen, der sogar diese Scheibe gut findet, keine Frage, und als Alibi werden Hetfield, Ulrich & Co. vielleicht auch noch das TitelstĂĽck mit auf Tour nehmen, weil sie ja sonst die Bauchlandung eingestĂĽnden, aber im GroĂźen und Ganzen ist die Platte auf ganzer Linie durchgefallen, und das mit Recht.