Zeit für die Sonntagsplatt’. Wie jede Woche gibt’s auch heute wieder unsere Rubrik “Platten do die for / fated to die“, in der Bandmitglieder erzählen, welche ihre liebste Platte ist und welche ganz hinten im CD-Regal versteckt wird.
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Unser Gastautor heute: Rob Irbiz von Feline Melinda…
Einleitend ist zu sagen, dass das musikalische Spektrum – was meine Hörgewohnheiten betrifft – sehr weitläufig ist. Eigentlich bin ich offen für die verschiedensten Musikrichtungen: ob Italo-Pop, Oldies, Schlager, Volks/volkstümliche Musik, Instrumentals oder County, die verschiedenen Hard & Heavy Sounds/Stilrichtungen (von extrem soft bis extrem hart), bis hin zur klassischen Musik, passt alles… in meine Ohren und in… meine Seele – je nach Situation ;) Nur mit Jazz habe ich so meine Probleme, bzw. “Verdauungsschwierigkeiten”. Diese meine “Allergie” soll jedoch dieses Musikgenre/die Leistungen dieser MusikerInnen in keinster Weise schmälern. Sie alle haben meinen vollsten Respekt, besonders was die Beherrschung der Instrumente und den Aspekt der Improvisation, die im Jazz eine vorherrschende Rolle spielt, betrifft.
Platte to die for: Rammstein – Mutter
Was die “to die for”-Platte betrifft, gerate ich beim Aussuchen einer einzigen Scheibe ziemlich ins Schwitzen, teilweise in “Seenot”, denn es gibt viele Albums, die ich an dieser Stelle erwähnen möchte. Besonders der 80er-Jahre-Metal und Hard Rock, mit dem ich aufgewachsen bin, hat eine schier unendliche Serie von Alben hervorgebracht. Immergrüne Perlen, die heute immer noch wegweisend sind für junge MusikerInnen und in jedem (Platten)/Cd-Regal eines Hard & Heavy Fans zu finden sind.
Fast habe ich mich schon für Sonata Arcticas ‘Reckoning Night’ als Platte für “to die for” entschieden…‘My Selene‘ – einer meiner Lieblingssongs von Sonata Arctica wär da drauf… Oder da wäre noch W.A.S.P.‘s ‚Dominator‘ mit dem wunderschönen Song ‚Heaven’s Hung In Black‘, oder Europe’s ‚The Final Countdown‘; ein von A bis Z mit Hits vollgepacktes Album, das die Auszeichnung “to die for” verdienen würde. Doch dann fällt mein Blick im letzten Augenblick doch noch auf eine andere Cd: Rammsteins ‘Mutter’.
Abgesehen vom kontroversen Image der Band, mit dem mancher Musikfan so seine/ihre Schwierigkeiten hat, empfehle ich allen, die gerade dabei sind, meine Zeilen zu lesen, wenigstens einmal im Leben bei einem Rammstein-Konzert live dabei zu sein, denn sie sind ein heißer (im wahrsten Sinne des Wortes wegen der gigantisch-spektakulären Pyroshow!) Garant für Sehgenuss auf höchstem Niveau! Rammstein haben während ihres unaufhaltsamen Aufstieges bis hin zur Liga der Megastars bereits einige exzellente Alben veröffentlicht. ‘Sehnsucht’, ‘Reise Reise’ fallen mir spontan ein. Dennoch ist und bleibt ‘Mutter’ für mich DAS Rammstein-Album! Mühe und Kosten wurden bei der Produktion des Albums nicht gescheut; es ist alles vom Feinsten: Konzept, Songs, Sounds… Und superbe Arrangements, die in den Songkontext einfließen, ohne sich unterzuordnen, sich gleichzeitig aber auch nicht zu sehr in den Vordergrund drängen und damit der Grundidee der Kompositionen den nötigen Freiraum lassen, damit diese frei atmen können und deren Essenz voll zur Geltung kommt. Jede Note, jeder Beat ist perfekt durchdacht; der Sound ist eigenständig und klingt modern. Ultrahart und trotzdem alltagstauglich. Jedesmal, wenn ich mir die Songs der Cd anhöre, ziehen sie mich vom ersten Ton an sofort in ihren Bann: ‘Mein Herz brennt’, ‘Links 2 3 4’, ‘Sonne’, ‘Ich Will’, ‘Feuer Frei!’, ‘Mutter’, ‘Spieluhr’, ‘Zwitter’, ‘Rein Raus’, ‘Adios’, ‘Nebel’… Rammsteins ‘Mutter’ ist ein mit Genialität vollbeladenes Album. ‘Sonne’, ‘Spieluhr’ sind sowohl von der Melodie, als auch textlich beeindruckend. Doch ‘Mutter’, der Song, nach dem die Cd betitelt wurde, ist für mich eindeutig der Höhepunkt, das Meisterstück der Platte: einzigartiger Text eingehüllt in purer Melancholie. Einsatz der brachialen Gitarrensounds und dazwischen der verzweifelte Ruf nach der Mutter, die es nicht gibt. Faszinierend.. ein Song (ein ganzes Album!) zum Miterleben bei voll aufgedrehter Musikanlage!
Platte fated to die: Rhapsody Of Fire – The Frozen Tears Of Angels
Um es gleich vorab zu sagen: mir geht es nicht darum, die Band schlecht zu machen oder ihr Schaffen zu kritisieren, bzw. Leistungen zu schmälern, indem ich die berühmte Nadel im Heuhaufen suche. Als Musiker weiß ich, wie schwer es ist, gute Songs, eingängige Hooks und Refrains zu komponieren; zudem sollten diese jedesmal auch noch derart gut sein, das Vorgängeralbum damit zu toppen! Tatsache ist, dass es Cds gibt, die man(n)/frau sich immer wieder gerne anhört und andere, die zwar im Regal stehen, aber den Weg in den Cd-Player ein einziges, oder wenn überhaupt, nur sehr selten, finden. Wie für “to die for”, gäbe es auch für den Bereich “fated to die” viele Kandidaten, deshalb fällt mir diesbezüglich die Wahl alles andere als leicht…
Schade, schade! vielleicht hatte ich mir nach den früheren sehr guten Platten und den eher mittelmäßigen, letzten Veröffentlichungen, von Luca Turilli, Alex Staropoli & Co. einfach zu viel erwartet. Aufnahme und Produktion von ‘The Frozen Tears Of Angels’ sind wie immer auf hohem Niveau, trotzdem wird diese Platte von Rhapsody Of Fire nie zu meinen absoluten Favoriten zählen. Grund dafür ist, dass ich mir beim aktuellen Album der Italiener schlicht und einfach eine Rückkehr zu ihren (musikalischen) Wurzeln erhofft hatte. Zu Rhapsody Of Fire‘s Musik (ehemals Rhapsody) kann man stehen, wie man will: von manchen Heavy-Fans belächelt, von anderen geliebt, doch Drachen, Magier, Engel und Fantasy passen textlich perfekt in das Konzept der Gruppe und zu ihrer Musik. Was ich beim Album ‘The Frozen Tears Of Angels’ vermisse, sind die Songs – abgesehen von ein paar Highlights – die nicht mit früheren Werken der Band mithalten können. Vor allem aber ist es das übertriebene Mittelalter-Flair, das wie in den letzten Albums, immer stärker in Vordergrund tritt mitsamt den teils fast schon nervigen Flöten, die immer öfter in die Lieder eingebaut werden. Die Melodie von ‚Danza Di Fuoco E Di Ghiaccio’, dem bei Rhapsody Of Fire in Italienisch gesungenen Song, der auf keinem Album der Band fehlen darf, reicht bei Weitem nicht an die Dramaturgie ehemaliger Balladen wie z.B. ‚Lamento Eroico‘ aus dem Album ‚Power Of The Dragonflame‘ heran. Ãœberhaupt scheint die Band in den letzten Jahren etwas auf der Stelle zu treten. Vor Jahren hatte mich diese, damals noch aufstrebende Newcomer-Band, sehr positiv überrascht: Akrobatische Synthesizer-Solis und tonnenweise mitreißendende, gekonnt eingesetzte Orchester-Passagen, erstklassig gespielte Lead-Gitarren und Geschwindigkeit, garniert mit clever eingesetzten Tempowechseln und eingängigen, oft heroisch anmutenden Melodien. Vieles davon vermisse ich beim aktuellen Album ‚The Frozen Tears Of Angels‘. Trotzdem gibt es einige Songs auf der Platte, die mir bestätigen, dass die Band ihren unverkennbaren Stil (noch) nicht verlernt hat: ‚Sea Of Fate‘, ‚Raging Starfire‘, oder die Ballade ‚Lost In Cold Dreams‘. Lichtblicke, die Anlass zur Hoffnung geben, dass Rhapsody Of Fire (live übrigens ebenfalls sehenswert für Fans des Genres: technisch versierte Band mit oftmals theatralischer Umsetzung des Songtextes) vielleicht schon bei der nächsten Veröffentlichung wieder eine Scheibe produzieren werden, die mich auf Anhieb auf ganzer Ebene überzeugen und in seinen Bann ziehen kann.