Zeit fĂĽr die Sonntagsplatt’. Wie jede Woche gibt’s auch heute wieder unsere Rubrik “Platten do die for / fated to die“, in der Bandmitglieder erzählen, welche ihre liebste Platte ist und welche ganz hinten im CD-Regal versteckt wird.
Wenn auch du mitmachen möchtest, schick uns einfach eine Email an airbagpromo@gmail.com
Unser Gastautor heute: Roland von der Stumbling Band und von Jambalaya News (Im Bild mit Holze: “Stumbling” live beim Woodstock-Revival, 15. August 09 in Bozen vor dem Filmclub).
Platte to die for: Heute: Dwight Yoakam – live from Austin, Texas
CD: New West Records NW6082. Auch als DVD bei New West Records.
Ein lauer Herbstabend im Oktober 1988 bildet den Rahmen fĂĽr die wunderbare Country-Music Nacht. Wie in den States ĂĽblich wird der Star von einem Sprecher angekĂĽndigt, während die Band das Instrumental-Intro spielt: “Ladies and Gentlemen, please welcome one of country hotest singer: Dwight Yoakam” – und dann betritt er unter tosendem Beifall die BĂĽhne, steckt den Kabel in seine Martin D- 28 und legt mit “Guitars, Cadillac” los. Das musikalische Feuerwerk brennt. Yoakam braucht keine besonderen Showeffekte wie Lichter, Nebel, Tänzerinnen oder gar Playbacks. Der 1956 in Kenntucky geborene Sänger machte schon immer sein eigenes Ding: Während das Country-Establishment in Nashville sich selbst inszenierte, lieĂź er sich in Los Angeles nieder, wo in den 80er Jahren alles andere als Country-Music gefragt war. Dort tobten gerade Glam-Metaller wie Mötley CrĂĽe oder Poison – Guns N’ Roses zelebrierten gerade Ihre ersten Exzesse. Yoakam aber arbeitete bereits an seiner Karriere als Filmschauspieler und –Producer, die allerdings nie mehr als Mittelmass erreichte. DafĂĽr bescherte er seinen Fans fantastische Alben und mitreissende Konzerte. Eines davon wurde zum GlĂĽck knapp 20 Jahre später als CD und DVD publiziert und zu meinem Favoriten. Bei jedem Durchlauf entdeckt man neue Facetten, auch “Fill In’s” genannt. Das sind kleine, wirkungsvolle Verzierungen zwischen den gesungenen Parts, die den jeweiligen Song als Kunstwerk vollenden. Höhen und Tiefen der GefĂĽhlswelten prägen die Stimmung, dabei wird Yoakam nie ausfällig und hält den sehr hohen Qualitätsstandard im Vortrag.
Die Musiker: Pete Anderson – D.Y.’s kongenialer Gitarrist, Produzent und Arrangeur, der mit seiner Fender-Telecaster problemlos den unverfälschten Pedal- und Lapsteel-Sound erzeugt, Jeff Donavan, ist ein souveräner Schlagzeuger, Taras Prodaniuk am E-Bass und überzeugend auch der junge Fiddler Scott Joss. 2 exzellente Gastmusiker machen die Produktion zur Perle: Altstar Buck Owens (+) langjähriger Freund und großes Vorbild von D.Y. und Flaco Jimenez, ein Star-Akkordeonist aus Lateinamerika. Die beiden haben Ihren Auftritt gegen Mitte der Show und legen mit “Streets of Bakersfield” eine Polka der Extraklasse hin. Gefolgt vom entwaffenden “Buenas Noches From a Lonely Room (She Wore Red Dresses) für mich der absolute Höhepunkt des gesamten Konzerts. Es gibt Melodien, die einfach tief reingehen, und das bereits beim ersten Anhören und man weiss eigentlich nicht warum… In diesem Fall ist es die natürliche Schönheit des Gitarrenintro’s. Track Nr.12 ist eines der wenigen Covers im Yoakam’schen Set: “Little Sister” von Doc Pomus und Mort Shuman, bei der alle Musiker zur Hochform auflaufen, um dann in “This Drinkin’ Will Kill Me” nochmals richtig abzurocken. Yoakam gilt heute zurecht als wichtigster Vertreter des von Ihm mitbegründeten Country-Neotraditionalismus. Seine Wurzeln liegen im Bluegrass, den er mit Rockmusik, Hillbilly-Sound und einer Brise Bakersfield Sound zu einem sehr abwechslungsreichen Ganzen vermischt. Yoakam’s stets eigenwilliger und larmorianter (gesanglicher und optischer) Vortrag machen Ihn zum feinen, alternativen Hör-und in diesem Fall auch Seherlebnis, fernab von der heutigen modernen Country-Szene, die eigentlich fast nur mehr dem kommerziellen Radiopop huldigt.
Platte fated to die: David Gilmour – On an Island
CD: Emi Records
Es gibt Platten die hört man sich nur 1 x an, oder höchstens 2 x – wie in diesem Fall, eben wenn man danach befragt wird. Denn die schier unerschöpfliche Welt der Rockmusik würde natürlich tausende solcher Produktionen für diese Rubrik tauglich machen. Ganz nach dem Motto: Platten die die Welt nicht braucht. Ich habe im Regal eine davon gefunden. Bei allem Respekt und aller Hochachtung vor Mr. David Gilmour himself und den Leistungen für die Rockmusik-Geschichte des 20.Jahrhunderts: Das was er auf seiner Insel aufführt ist uninteressant, langatmig und wahrscheinlich für den ewigen Tagtraum gedacht. Endlose Keyboard-Wasserfälle und tausendmal gehörte Gitarrensounds bestimmen alle 10 Titel des Albums. Es fehlt an frischen Ideen und spannenden Momenten. Bluesgetränkte, nicht enden wollende Meditationen sind hier ein willkommenes Einschlafmittel und nicht Rockmusik wie man sie von Pink Floyd kennt. Ich bin ein grosser Freund von “The Wall” , “Wish You Were Here” und finde “Shine On You Crazy Diamond” ein geniales Meisterwerk. Doch was David Gilmour, der einstige Gitarrenheld von Pink Floyd hier dem Hörer trotz einwandfreier und professioneller Verpackung bietet, ist leider schwach, sehr schwach, nicht mehr als ein billiges Plagiat. Sorry David, für mich eine einzige Enttäuschung.